Könrath und der Blitzableiter

„Da braut sich was zusammen“ meint Könrath und deutet nach oben. Gewitterwolken verdunkeln den Himmel hinter dem Kaiserberg. Von Zeit zu Zeit erhellt ein Blitz das dunkelgrau. Wir können bis drei zählen, bis das Donnergrollen rumpelt. „Kommt, wir gehen rein, da ist es sicherer! Wisst ihr eigentlich, seit wann es Blitzableiter gibt?“

Könrath hockt sich auf die Kante des Fensterbretts und erzählt:
„Erfunden hat den Blitzableiter ein ganz berühmter und schlauer Mensch, der heute sogar auf Geldscheinen zu sehen ist.“
Benjamin Franklin hat nicht nur 1776 die Unabhängigkeitserklärung der USA unterschrieben, an der Verfassung mitgearbeitet und den Golfstrom entdeckt, nein, er hat auch 1752 den Blitzableiter erfunden.

Das physikalische Prinzip ist recht simpel: In dicken Wolken reiben die Wasserteilchen aneinander und es entstehen hohe elektrische Spannungen. Sie entladen sich als Blitz zwischen den Wolken oder zwischen Wolken und hohen Punkten auf der Erde. Deswegen ist es so gefährlich, bei Gewitter auf einem freien Feld zu laufen. Unser Kopf ist dann der höchste Punkt. Um Häuser vor Blitzeinschlag und den daraus entstehenden Bränden zu schützen, kam Franklin auf die Idee, am höchsten Punkt des Hauses einen Metallstab anzubringen, der in den Himmel ragt. Über dicke Eisendrähte wird dieser Stab mit dem Boden verbunden. Schlägt ein Blitz ein, wird die Energie ohne Schaden anzurichten auf dem Weg des geringsten Widerstandes direkt in die Erde abgeleitet. Deswegen „Blitzableiter“.

„Und jetzt kommt die Krönung der Geschichte“, beugt Könrath sich zu uns:

Am 23. August 1782 gab es einen gewaltigen Blitzeinschlag in Königshain, wie man in den Oberlausitzer Provinzblättern von 1782 nachlesen kann.  Ohne schnelle Flugverbindungen und auch ohne Internet, über das Informationen in Sekundenschnelle über den Atlantik flitzen, wusste Carl Adolf Gottlob von Schachmann hier in unserem Königshain 30 Jahre später nicht nur von dieser Erfindung, er ließ daraufhin1783 sogar die allerobererste Blitzschutzanlage in der Lausitz bauen! Er war Naturwissenschaftler und erkannte sofort Tragweite und Nutzen. Schachmann war gebildet, heute würde man sagen, gut vernetzt, und dachte über den Horizont seiner Königshainer Berge hinaus.  

Ab 1. November gibt es im Königshainer Schloß die Ausstellung „Ein Europäer in Königshain“ Dort könnt ihr noch mehr über ihn und seine Neuerungen, Reformen, sein soziales Engagement und seine wissenschaftlichen Arbeiten erfahren. Ihr werdet sehen, seine Bedeutung ging weit über die Grenzen der Oberlausitz hinaus.

Mit „Wir sehen uns dort!“ hopst Könrath vom Fensterbrett und läuft in den frisch geduschten Garten unter dem inzwischen wieder blauen Himmel.