Gerade wehte ein weißer Zipfel vorbei, dann war er auch schon verschwunden. „Das ist das Königshainer Schloßgespenst!“ behauptet Könrath und begegnet ungläubigen Blicken. „Ja was denn?! Herr von Heynitz hat sogar um 1800 herum noch an den Königshainer Pfarrer einen Brief geschrieben, er möge sich mal um die arme Seele kümmern, die nachts immer schauerlich in den Kaminen des Schlosses pfeift! Ihr werdet schon sehen!“



Wir stehen im ersten Stock des Königshainer Barockschlosses und bewundern die Bemalung der Wände mit zartblauen Flächen und darin befindlichen Ornamenten. Vor und hinter uns eröffnen breite Türen den Blick in eine Zimmerflucht. Von der Seite flutet Sonnenlicht durch große rundbogige Fenster.
Es ist kein großes Schloß, was Carl Adolf Gottlob von Schachmann zwischen 1764 und 1766 errichten ließ, aber es hat alles, was ein Schloß braucht: Einen repräsentativen Mittelteil und symmetrisch angeordnete Seitenflügel, ein Küchen- und ein Kavaliershaus und zwischen den Seitenflügeln eine kreisförmige Zufahrt, damit die Herrschaft direkt vor dem Haupteingang aus ihren Kutschen steigen konnte.
Das liebevoll restaurierte Schloß ist heute ein wunderbarer Ort, die Werke junger Künstler zu präsentieren, schöner Musik zu lauschen oder Feste zu feiern.
„Da! Dort ist das Gespenst wieder!“ Könrath läuft hinterher – durch die Zimmerflucht, die breite Treppe hinab, in den Schloßgarten – und bleibt verblüfft stehen.
Fleißige Hände decken Tische mit weißen Tüchern ein, ziehen weiße Hussen über Stühle, verteilen weißes Geschirr und Sträuße weißer Blumen.
„Wie konnte ich das nur vergessen!“, ruft Könrath. „Das Dinner Ganz in Weiß ist in Vorbereitung! Wir sehen uns am 14.Juni komplett in Weiß, auch die Socken!“